Notre-Dame de Paris: Eine aussergewöhnliche Restaurierung
Am 15. April 2019 musste die ganze Welt fassungslos dabei zusehen, wie die Pariser Kathedrale Notre-Dame in Flammen stand. Dass dieses Juwel der gotischen Architektur nicht komplett zerstört wurde, war dem Einsatz von Feuerwehr und Fachkräften zu verdanken, denen es nach fast 15 Stunden gelang, den Grossbrand unter Kontrolle zu bringen. Im Dezember 2024 soll die Kathedrale wiedereröffnet werden. Rund 500 Baumeister und Kunsthandwerker arbeiten täglich im Herzen der Île de la Cité, damit die Kathedrale bald wieder in ihrer vollen Pracht erstrahlen kann. Zahlreiche Expert:innen, die auf die Restaurierung historischer Monumente spezialisiert sind, gewährleisten, dass die Kathedrale möglichst originalgetreu wiederhergestellt und ihr kulturelles Erbe bewahrt wird.
Erfolgreicher Abschluss der ersten Bauphase
Alle Gewölbe, die beim Brand zerstört oder beschädigt worden waren, wurden wieder aufgebaut oder saniert. MAPEI ist stolz, dass sie an diesem aussergewöhnlichen Bauprojekt mitwirken konnte. Sie belieferte die Unternehmen Lefèvre und CCR (BALAS-Gruppe), die vom Bauherrn – dem Établissement public Rebâtir Notre-Dame de Paris – den Zuschlag für die Gewölberestaurierung der Vierung, der beiden Querschiffarme und des Kirchenschiffs (Lefèvre) sowie des Chors (CCR) erhalten hatten.
In dieser für die Restaurierung von Notre-Dame grundlegenden Phase kam unter anderem ein MAPEI-Mörtel auf Kalkbasis in Kombination mit einem Glasfasergewebe zum Einsatz. Diese Lösung ist speziell auf die strukturelle Verstärkung von historischen Bauwerken ausgelegt. Sie wurde von den drei leitenden Architekten vom Amt für Denkmalschutz Philippe Villeneuve, Rémi Fromont und Pascal Prunet, die die Bauleitung innehaben, validiert.
Die von MAPEI vorgeschlagene Lösung wurde ein Jahr lang im Rahmen zahlreicher Labor- und In-situ-Tests geprüft, bevor sie von den drei Architekten genehmigt wurde. Danach schulte MAPEI die Maurer und Steinmetze in der Anwendung des Verstärkungssystems. Im Frühjahr 2022 wurde schliesslich mit dem Wiederaufbau der Gewölbe begonnen.
3 FRAGEN AN BRIAC THOMAS, BAUINGENIEUR BEI LEFÈVRE
In welchem Bereich waren Sie genau tätig und welche technischen Besonderheiten mussten Sie bei der Produktanwendung beachten?
«Das Unternehmen Lefèvre war am Wiederaufbau aller oberen Teile des Kirchenschiffs und der beiden Querschiffarme beteiligt, die alle mit einem Mörtel auf Kalk- und Eco-Puzzolan-Basis behandelt wurden. Diese Strukturschicht wirkt wie eine Ummantelung. Sie verleiht den Gewölben einen einheitlichen Charakter, reduziert die Auswirkungen künftiger Bewegungen und wirkt Rissen in den angrenzenden Fugen entgegen. Alle Elemente werden zuvor mit einem kalk- und sandreichen Mörtel verfugt, um eine optimale Dichtigkeit zu erreichen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den am stärksten exponierten Bereichen. All diese Aufgaben werden meist in grosser Höhe unter extremen Sicherheitsbedingungen ausgeführt. Die Meister arbeiten mit einem Auffanggurt, wenn dies erforderlich ist und keine kollektiven Schutzvorrichtungen installiert werden können.»
Welche Herausforderungen bringt eine Baustelle dieser Grössenordnung mit sich, bei der ein jahrtausendealtes kulturelles und historisches Erbe bewahrt werden muss?
«Es ist ein echtes Privileg für uns und wir sind unglaublich stolz, Teil dieses Projekts zu sein. Man hat nicht jeden Tag die Gelegenheit, an der Rekonstruktion eines berühmten Kulturerbes mitzuwirken, das Pilger:innen und Besucher:innen aus aller Welt anzieht. Es ist eine aussergewöhnliche Baustelle, auf der wir unser Know-how und unsere hochspezialisierten Fertigkeiten anwenden können. Dieses Bauprojekt wird sicherlich viele Menschen dazu inspirieren, einen Handwerksberuf zu erlernen. Der originalgetreue Wiederaufbau ist eine gewaltige Herausforderung und bringt auch eine grosse Verantwortung mit sich. Man baut schliesslich nicht jeden Tag ein Gewölbe! Bei diesem Projekt musste alles bis ins kleinste Detail geplant werden, damit alle Arbeiten innerhalb der Zeitvorgaben voranschreiten und die richtigen Entscheide rechtzeitig getroffen werden können. Eine originalgetreue Rekonstruktion ist – im Vergleich zu einer Restaurierung – mit zusätzlichem Einsatz verbunden und eine regelrechte Mission für alle Beteiligten! Das kann einen ganz schön einschüchtern.
Bei einer so symbolträchtigen Baustelle müssen die Fristen und Zeitpläne zwingend eingehalten werden. Dabei helfen innovative Technologien, denn auch wenn es sich um ein historisches Bauwerk handelt, heisst das nicht, dass man nicht auf modernste Techniken zurückgreifen kann! Wir haben zum Beispiel einen der grössten Kräne Europas mit einer Höhe von 80 Metern und Mörtelspritzmaschinen zur Verfügung. Das spart Zeit und erleichtert die Arbeit der Baumeister ungemein.»
Eine derartige Baustelle ist ein menschliches Abenteuer, an dem zahlreiche Fachbereiche und Gewerke beteiligt sind. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit all diesen Beteiligten?
«Die Atmosphäre auf der Baustelle ist sehr gut und gesellig. Es herrscht grosser gegenseitiger Respekt zwischen allen Parteien. Eine kleine Besonderheit ist übrigens, dass sich alle duzen! Der tägliche Austausch mit den Architekten klappt auch vollkommen reibungslos: Wir alle haben schliesslich das gleiche Ziel. Dass im Vorfeld der Arbeiten Tests durchgeführt wurden, vereinfacht auch vieles. Man stellt sich weniger Fragen und kommt schneller voran!»
Produkte Mapei
Produkte für die Herstellung eines Strukturestrich auf Basis von Kalk und Eco-Puzzolan in Kombination mit einem Glasfasergewebe; sie kamen in bestimmten Bereichen der Gewölbe der Vierung, der beiden Querschiffarme, des Kirchenschiffs sowie des Chors zum Einsatz : Planitop HDM Restauro, Mapegrid G220, Mapenet EM Connector, Mapefix VE